Der Hakama ist der traditionelle japanische Hosenrock, der auch heute noch im Aikido getragen wird. Hier ein Artikel von Sylvia Mucke (ehemalige Aikido-Schülerin im Tanden Dojo und heute 4. Dan), die zum Zeitpunkt als sie diesen kleinen Artikel schrieb in Osaka (Japan) lebte.
Die englische Version findest Du weiter unten – You will find the english version below.
Hakama Wunderland (auf deutsch)
Warum ist Aikido so verdammt sexy? Schon mal darüber nachgedacht? (Für diejenigen, die es noch nicht bemerkt haben: JA! ES IST SEXY!)
Aber zurück zum Anfang: Warum ist es sexy? Es ist der Hakama, natürlich. Nun, zumindest hat dieses Stück Stoff einen großen Anteil daran.
Vergiss Sätze wie: Er ist Teil der Aikido-Uniform, also muss man ihn tragen. Muss man ihn tragen? Also ehrlich! Ich würde sagen, „wollen“ kommt dem viel näher. Hey, der Hakama ist doch der Grund, warum wir alle hier sind, oder? Mein Gott, in einem Hakama sieht Aikido wirklich wie Aikido aus und fühlt sich auch so an, und nicht wie eine andere Kampfsportart. UND, es sieht so viel cooler aus.
Ich werde hier und jetzt etwas gestehen: Ohne Hakama ist Aikido für mich einfach nicht das Wahre. Woher ich das weiß? Nun, ich überlege, einem Dojo hier in Osaka beizutreten. Ich habe letzte Woche bei ihrem Training zugesehen. Und sie benutzen überhaupt keinen Hakama. Zu gefährlich, sagen sie. Genauso gefährlich wie Tantos, nehme ich an. Deshalb benutzen sie auch Gummitantos statt der hölzernen. Hm – wenn ich so darüber nachdenke, mache ich vielleicht gerade einen schrecklichen Fehler. Wenn diese Jungs meinen, sie sollten keine Hakamas tragen, weil sie oft mit Gummitantos üben – brrr…
Aber wirklich, ich vermisse Aikido! Ich könnte weinen, wenn ich daran denke, wie sehr ich es liebe. Das ganze Gefühl, das es vermittelt. Und die Leute scheinen nett genug zu sein. Also bin ich jetzt für das „Aikido ohne“ dabei. Aber ich bin mir sicher, dass ich das blaue (oder für manche schwarze) Teil sehr vermissen werde.
Aber was hat es mit dem Hakama auf sich? Außer dem fantastischen Aussehen natürlich!
OK, ich werde Dich nicht zu Tode langweilen mit der sehr langen und sehr unterhaltsamen Geschichte, wie und warum es dazu kam, dass nun einige von uns Hakamas tragen und andere nicht. Jedes Dojo folgt da seinen eigenen Regeln. Und wahrscheinlich hat jedes Dojo seine eigenen guten Gründe, so zu handeln. Wenn du immer noch mehr über die „verborgene Symbolik des Hakama“ wissen willst, schau im Internet nach. Es gibt eine Menge Seiten, die jede geheime Bedeutung des Hakama aufdecken, die du vielleicht wissen willst – oder auch nicht.
Okay, hier ist, was ich über den Hakama denke:
(Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob ich das von meinen Lehrern gehört habe oder ob es eine Theorie ist, die ich mir selbst ausgedacht habe. Habe ich schon erwähnt, dass ich sehr gut darin bin, mir Theorien für so ziemlich alles auszudenken?)
Der Hakama kann dir eine Menge beibringen, aber nur, wenn du bereit bist, zuzuhören. Deshalb fangen wir an, Aikido ohne Hakama zu üben. Und wenn wir dazu bereit sind, dürfen wir ihn tragen. Natürlich liegt es nicht an uns, zu entscheiden, ob wir bereit sind oder nicht. Unser Lehrer wird es uns wissen lassen.
Sagen wir es mal so: Am Anfang ist es schon schwierig genug, den Tatami-Boden zu betreten. An diesem Punkt können wir auf ein geheimnisvolles Stück Stoff verzichten, das uns zuflüstert, während wir versuchen, uns oder dem Partner bei einer der Techniken nicht das Genick zu brechen. Es ist schon schwer genug, ohne diese Art von Ablenkung herauszufinden, was wir mit unseren Armen und Beinen machen sollen.
Aber wenn es dann endlich soweit ist, wird der Hakama Dir zu einem Quantensprung verhelfen. Vielleicht hast du sogar das Gefühl, dass alles, was vorher war, nur vorläufig war und dass erst jetzt das echte Aikido beginnt. Und das liegt einfach daran, dass der Hakama ist, was er ist.
In erster Linie hilft der Hakama, die eigene Mitte (japanisch Tanden oder chinesisch Dantian) zu spüren und sich mit ihr zu verbinden. In der Regel ist es viel einfacher, sich an den eigenen großen (oder nicht so großen) Bauch zu erinnern, wenn man einen Hakama trägt. Und so hilft dir dieses Teil sehr dabei, nicht all deine Kraft in Unterarme und Schultern zu legen, wenn du mit dem Uke „zu tun hast“. Und so hilft er dir immens bei deiner Technik, hilft dir, den großen Schritt zu machen vom reinen Verlassen auf körperliche Kraft hin zur Zentrierung. Manche Leute sind vielleicht schon so zentriert, dass sie diese zusätzliche Hilfe nicht mehr brauchen. Aber ich kann das nicht von mir behaupten. Und auch nicht von den meisten Leuten, die ich bisher auf den Tatami getroffen habe.
Zweitens. Der Hakama versteckt vielleicht deine Füße und deine Fußarbeit, aber er hilft nicht, deine Fehler und Schwachstellen zu verbergen. Ganz im Gegenteil. Wenn du dir nur die Zeit nimmst und vielleicht auch das Risiko eingehst, auf das zu hören, was er dir sagt, wird er dir SEHR deutlich zeigen, woran du noch arbeiten musst. Du hast allerdings keine große Wahl. Wenn du nicht auf ihn hörst, wirst du einfach weiter über ihn oder über deine eigenen Füße stolpern, während du vergeblich versuchst, trotz dieses fiesen Rocks, der an dir klebt, ein paar gute Techniken zu zeigen.
Was ist also sexy an einem hosenartigen Faltenrock? Vielleicht sind es die Männer und Frauen, die ihn tragen. Vielleicht ist es die Mitte, die der Hakama seinem Träger zu fühlen hilft. Vielleicht ist es das Aikido, das die Leute, die ihn tragen, praktizieren. Ich kann es nicht sagen. Ich weiß nur: ES IST SEXY!
von Sylvia Mucke, Osaka , Übersetzung aus dem Englischen von Miriam Brandt, Berlin
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The english version:
Hakama Wonderland
Why is Aikido so damned sexy? Ever thought about it?
Well, for those who didn’t notice yet: YES! IT IS SEXY!
But back to the beginning: Why is it sexy? It’s the hakama, of course. Well, at least this piece of cloth has a huge share in it.
Forget the stuff about: It’s part of the Aikido uniform so you have to wear it. Have to wear it? Honestly! I’d say „want to“ comes much closer. Hey, the hakama is what we are all here for, isn’t it? Jesus, it’s in a hakama that Aikido starts to really look and feel like Aikido and not like just another martial art. AND, it makes it look so much cooler.
I am going to confess something here and now: Without hakama Aikido is just not the real thing for me. How do I know? Well, I am thinking of joining a dojo down here in Osaka. I watched their practice last week. And they don’t use hakama at all. Too dangerous, they say. Just as dangerous as tantos, I suppose. That’s why they use rubber tantos instead of the wooden ones. Hhm – come to think of it, maybe I am about to make a terrible mistake here. If these guys think they shouldn’t wear hakamas, because they are often practicing with rubber tantos – brr…
BUT really, I miss Aikido! I could cry when I think of how much I love it. The whole feeling of it. And the people seem to be nice enough. So I am in for the „Aikido without“ now. But I am sure I gonna miss the blue (or for some black) fellow a lot.
What is it about the hakama, though? Besides the fantastic looks, of course!
OK, I am not going to bore you to death with the very long and very entertaining story of how and why it came to pass that now some of us are wearing hakamas and some aren’t. Each dojo follows it’s own rules there. And they probably all have there own very good reasons to do as they do. If you still want to know everything about the „hidden symbolism of the hakama“ check the internet. There are loads of pages ready to uncover every secret meaning of the hakama you might or might not want to know.
Okay, so here is what I think about the hakama:
(I don’t have the slightest idea whether I have heard my teachers telling me this or whether it is a theory I came up with myself. – Did I mention that I am very good at coming up with theories for just about everything?)
The hakama can teach you a lot, but only if you are ready to listen. That’s why we start practicing Aikido without hakama. And when we are ready for it we are allowed to wear it. Of course, it’s not up to us to decide whether we are ready or not. Our teacher will let us know.
Let’s put it that way, at the beginning stepping onto the tatami floor is already challenging enough. At this point we can do without a mysterious piece of cloth whispering to us while we’re trying not to break our or the partners neck in one of the techniques. It’s hard enough to sort out what to do with our arms and legs without this kind of distraction.
But when it’s time finally has come the hakama will help you to a quantum leap forward. You might even feel as if everything before was just preliminary and that only now the real Aikido starts. And this is simply because the hakama is what it is.
First of all the hakama helps you to feel your own center and to connect to it. As a rule, it’s much easier to remember your own big (or not so big) belly when wearing a hakama. And so this fellow helps you a lot to not jump right into your forearms and shoulders with all you might and power when „dealing with“ uke. And thus it helps you immensely with you technique, helps you taking the big step from relying on physical strength to center work. Some guys might already be so centered that they dont need this additional help. But I couldn’t say this for myself. And not of most of the people I’ve met on tatami so far.
Second. The hakama might hide your feet and feet work, but it doesn’t help covering up your mistakes and weak points. Quite the opposite. If you just take the time and maybe the risk to listen what it’s telling you it will show you VERY clearly on what you still have to work. You don’t have much of a choice though. If you don’t listen you will just go on stumbling over it or over your own feet while trying in vain to deliver some good techniques in spite of this nasty skirt clinging to you.
So what’s sexy about pleated skirt like pant? Maybe it’s the men and women wearing them. Maybe it’s the center the hakama helps its wearer to feel. Maybe it’s the Aikido that people wearing it are practicing. I couldn’t tell. I just know, IT IS SEXY!
by Sylvia Mucke, Osaka