„Das hätte ich nicht gedacht ‒ wie Qigong und Aikido mein Leben verändert haben.“
Cetin E. berichtet, warum er zum Qigong und Aikido kam, was das Üben mit ihm macht, und wie es unerwartet viel mehr bewirkt hat, als nur seine Rückenschmerzen zu lindern.
Wie bist Du überhaupt zu Qigong und Aikido gekommen?
Man fängt ja meistens erst an, über Gesundheit nachzudenken, wenn man gesundheitliche Probleme hat. So war das bei mir auch. Bei mir waren es langanhaltende Rückenschmerzen. Ich war mein Leben lang sehr sportlich und habe einen handwerklichen Beruf, deshalb sind diese Schmerzen und die Einschränkungen echt an die Substanz gegangen. Bei den Ärzten habe ich mich nicht wirklich gut aufgehoben gefühlt, und es schien auch nicht wirklich besser zu werden durch die Behandlungen. Irgendwann wusste ich dann, dass ich mir selbst helfen muss. Der erste Schritt war, wie wahrscheinlich bei den meisten Leuten, sich mal über Ernährung Gedanken zu machen. Dann hat es nicht lange gedauert, bis ich bei der Anatomie gelandet bin. Die Beschäftigung damit wurde dann immer mehr zur Leidenschaft.
Auf einer Asienreise mit meiner Freundin wollte sie gerne, dass wir Yoga machen. Das ist ja das erste Schlagwort, das man heutzutage hört, wenn man etwas für seinen Körper tun will. In Nepal haben wir dann tatsächlich für einen Monat einen Yoga-Intensivkurs gemacht.
Und was waren Deine Erfahrungen mit Yoga?
Der Kurs war mit indischen Lehrern, die waren echt gut. Allerdings hat man schon gemerkt, dass das Ganze auf Westler ausgerichtet war. Die Leute wollten vor allem schwitzen und an ihre Grenzen gehen; die haben sich in irgendwelche Positionen reingepresst. Ich habe gemerkt, dass mir das nicht guttat, meinen Körper derart zu verbiegen.
Und dann?
Als wir wieder in Berlin waren, war ich ziemlich frustriert, dass sich an meiner körperlichen Verfassung nichts geändert hatte. Dann habe ich von Qigong gehört und mich damit befasst. Ich habe gelesen, dass man z.B. durch Entspannung die Wirbelsäule langzieht. Das war auf Anhieb einleuchtend für mich. Und dann bin ich hier zu Konstantin gekommen. Die Art, wie er seinen Unterricht gestaltet, hat für mich wie die Faust aufs Auge gepasst. Ich habe sofort gemerkt, dass das genau da hinführen könnte, wo ich letztendlich hin will.
Was ist das genau, wo Du letztendlich hin willst?
Ich möchte ein gelassenes Wohlbefinden und einen kräftigen und belastbaren Körper aufbauen. Das hängt natürlich auch mit einer geistigen Entwicklung zusammen.
Wie lange übst Du das jetzt?
Ich weiß gar nicht mehr genau (lacht) – seit ungefähr 3 Jahren.
Was hat sich dadurch verändert für Dich?
Eins hat sich vor allem verändert: Wie ich an Probleme rangehe. Vorher war ich total fokussiert darauf, etwas zu finden, um so schnell wie möglich meine Probleme loszuwerden. Rückschritte haben mich dabei frustriert. Was ich beim Qigong gemerkt habe, ist, dass der Fortschritt nicht immer linear ist. Die meiste Zeit hat man das Gefühl, dass man gar nicht dazulernt. Manchmal denkt man sogar, dass man Rückschritte macht und Sachen schon mal viel besser konnte. Und dann scheint irgendwie ein letztes Puzzleteil dazuzukommen, und auf einmal hat man definitiv einen Fortschritt gemacht. Das steht dann ganz außer Frage.
Woran merkst Du denn, dass Du Fortschritte gemacht hast?
Manchmal, wenn neue Leute beim Aikido dabei sind, dann sieht es schon komisch aus, wenn die versuchen, die Techniken auszuführen. Wenn ich darüber lächle, ist das teilweise über die Situation und teilweise darüber, dass ich früher ganz genauso war. Daran merke ich vielleicht auch, dass ich mich weiterentwickelt habe. Wenn man ein fortgeschritteneres Level erreicht hat, fragt man sich, wie jemand nicht merken kann, was für eine verquere Körperstellung er gerade hat – zum Beispiel mit total angespanntem Bauch oder hochgezogenen Schultern. Auch für mich selber kann ich’s manchmal nicht glauben, dass ich meine eigenen Fehlhaltungen nicht erkannt habe. Das finde ich schon beeindruckend. Und dieser Prozess geht ja immer weiter – in ein paar Jahren werde ich zurückschauen auf meinen heutigen Stand und denken, wie konnte ich denn das nicht sehen?
Gibt Dir das ein bisschen mehr Gelassenheit?
Ja, das ist eben etwas, was sich verändert hat. Ich weiß jetzt einfach: Wenn ich übe, kommt der Fortschritt. Am Anfang war das definitiv nicht so. Man fängt ja an und ist erstmal frustriert, weil dies nicht geht, und das bekommt man nicht hin, und eigentlich ist man ja schon zu doof zum Stehen (lacht). Mittlerweile kann ich sagen: Ok, es gibt Sachen, die kann ich, es gibt Sachen, die kann ich noch nicht, und darüber muss ich mir auch keinen Kopf machen. Das ist diese Gelassenheit, die ich durch das Üben entwickelt habe.
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Diese Gelassenheit hattest Du aber ja am Anfang noch nicht. Was hat Dich bewogen, in frustrierenden Phasen trotzdem weiterzumachen?
Ich bin sehr diszipliniert – wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann mache ich das auch. Das mache ich aber nicht blind und glaube einfach alles, ohne es zu hinterfragen. Ich hatte mich ja vorher mit Gesundheit, Ernährung, Anatomie usw. befasst, und ich habe gemerkt, dass Qigong und Aikido absolut wichtige Bausteine für mich sind. Besonders die Arbeit mit der Energie (Qi) finde ich faszinierend. Zum Beispiel ist die Schwerkraft eine Energie die immer da ist, die nach unten zieht. Eigentlich fallen wir ja die ganze Zeit. Arbeiten wir also gegen die Schwerkraft oder mit der Schwerkraft? Konstantin mit seinem weitreichenden Erfahrungsschatz und Wissen über Kampfkunst, Qigong und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hat eine sehr gute Art, einem diese Prinzipien nahe zu bringen.
Hobbymäßig interessiere ich mich auch für Physik. Es ist physikalisch erwiesen, dass alles aus Energie besteht. Auch solche Dinge wie Achse und Schwerpunkt sind physikalische Tatsachen. Insofern das Prinzip der Bewegung vom Dantian (Zentrum) von Anfang an logisch für mich, auch wenn ich natürlich noch lange nicht die Fähigkeiten hatte, das auch umzusetzen. Die Qigong-Prinzipien sind universell anwendbar. Was man hier lernt, kann man überall hin mitnehmen – zum Beispiel in den Sport. Ich habe mir einen Basketball und ein Frisbee zugelegt. Ich habe Lust, Golf zu lernen. Die Form der Kraftübertragung finde ich interessant. Aber es geht noch weiter. Autorität und Sicherheit ausstrahlen. Auch das kommt immer mehr, wenn man sein Zentrum stärkt. Alles das finde ich sehr spannend, und das hält mich dazu an, immer weiter zu machen.
Du wolltest ja durch Qigong und Aikido vor allem Wege finden, Deine Schmerzen zu lindern – hast Du diesbezüglich Fortschritte festgestellt durch Dein Üben?
Ja, definitiv. Also grundlegend im Qigong ist zum Beispiel, dass man sich durch Loslassen und Entspannung vom Gegendruck des Bodens aufrichten lässt. Man lernt, immer tiefer in den Körper zu spüren und immer feiner bestimmte Bereiche zu öffnen. Bei mir trifft das genau den Nagel auf den Kopf. Ich hatte davor auch Physio, Massagen usw. Natürlich fühlt man sich ein bisschen besser danach, aber zwei Tage später ist der Effekt wieder weg.
Das ist mit Qigong ganz anders. Zur Zeit absolviere ich gerade die Meisterschule. An vielen Tagen sitze ich den ganzen Tag in der Schule und muss abends dann noch am Schreibtisch lernen. Früher wäre das undenkbar gewesen, so lange Zeit am Stück zu sitzen – irgendwann hatte ich einfach Rückenschmerzen, sodass die Konzentration völlig flöten ging. Durch das Training und kontinuierliche Üben bin ich mittlerweile in der Lage, lange zu sitzen und dabei konzentriert zu arbeiten.
Durch das Üben sind viele meiner körperlichen Beschwerden verschwunden. Allerdings sollte man seine Erfolge nicht wöchentlich kontrollieren – für mich war es ein Schlüsselmoment, als ich aufgehört habe das zu machen. Erst wenn man sechs Monate oder ein Jahr zurückschaut, dann merkt man, dass das ein oder andere Problem gar nicht mehr da ist. Andere Körperbereiche machen noch Probleme, und manche Probleme werden durch Qigong auch erst aufgedeckt. Aber da habe ich diese Gelassenheit und das Vertrauen, dass sich da auch noch was tut.
Also die Probleme stressen Dich nicht mehr so wie vorher?
Ja, absolut. Wenn ich beispielsweise Rückenschmerzen hatte, habe ich mir oft viele Gedanken darüber gemacht und konnte nachts teilweise nicht schlafen. Mittlerweile gehe ich wie gesagt viel gelassener damit um.
Stellst Du sonst noch Veränderungen in Deinem Leben fest?
Ich habe gemerkt, wenn ich mich sehr auf eine Sache konzentrieren muss, dann führt das zu Anspannungen und dann kommen ganz schnell die Schultern hoch. Durch das Üben bin ich auch im Alltag dabei, für solche Muster ein Bewusstsein zu entwickeln. Was ich interessant finde: Wenn die Schultern hochkommen, beeinflusst das den mentalen Zustand und man fühlt sich sofort gestresster. Mittlerweile nehme ich das schnell wahr, – ich senke die Schulter und merke sofort, wie mein Kopf frei wird. Qigong hilft dabei, weil man lernt, Spannungen durch den Körper bis in den Boden loszulassen. Wer herausfinden will was das bedeutet, sollte es selbst ausprobieren (lacht).
Körperlich Spannungen zu vermeiden, beeinflusst auch Deinen mentalen Zustand?
Für mich geht das sowieso Hand in Hand, die körperliche und die mentale Entspanntheit. Wie soll man den Körper entspannen, wenn man mental total angespannt ist? Oder andersrum: Wenn man eine total verkrampfte Position einnimmt, wird man sich kaum mental entspannen können.
Bei unserer Asienreise haben wir in Myanmar ein buddhistisches Meditations-Retreat mitgemacht. Da hat man genau das gesehen. Da hingen manche – auch einige Mönche – bei der Meditation mit dem Kopf ganz unten. Ich dachte mir schon damals, dass das für die geistige Klarheit nicht förderlich sein kann. Wenn man sich die Buddhastatuen anschaut, die sitzen ja auch ganz anders da. Wenn der Körper sich nicht mitentwickelt, limitiert man dann nicht die mentalen Fähigkeiten? Und andersrum genauso.
Allerdings gab es einen Mönch – unseren Lehrer, der mich sehr beeindruckt hat mit seiner Ausstrahlung. Ich glaube nicht, dass er Qigong praktiziert hat. Aber er hatte definitiv diese Lebensfreude und war ein sehr gelassener Mensch. Im Endeffekt machen wir ja auch Qigong, um da hinzukommen, in einen lebensfrohen und gelassenen Zustand. Qigong ist sicher nur ein Weg, um das zu erreichen, aber für mich es ist definitiv der Weg, um Körper und Geist gemeinsam weiterzuentwickeln.
Hast Du auch Erfahrungen mit Qi gemacht, oder gibt es Dinge, die sich in Deiner Wahrnehmung geändert haben?
Ich habe mit Qigong angefangen und dann ein Jahr später mit Aikido. Im Aikido übt man ja meistens nicht alleine, sondern hat einen direkten Feedbackpartner, mit dem man die Techniken gemeinsam übt. Dadurch merkt man sehr schnell, wenn man etwas falsch macht – weil man die Balance verliert oder man den Partner nicht effizient bewegen kann.
Dann gibt es Augenblicke, wo Du alles richtig machst, dann besteht kein Zweifel. Es fühlt sich einfach natürlich an und kraftvoll, und man hat das Gefühl, dass man nicht nur den Angreifer, sondern auch noch ein Auto dahinter hätte wegschieben können. Auf meinem aktuellen Level gelingt mir das allerdings immer nur für kurze Momente. Trotzdem versuche ich, dieses Gefühl von Standhaftigkeit in den Alltag mitzunehmen.
Worauf arbeitest Du hin in der Zukunft?
Im Qigong hat man ja kein festes Ziel, sondern es ist ein Prozess, der eigentlich nie aufhört. Das finde ich spannend, aber man muss das mental erstmal mit sich vereinbaren, dass man etwas übt, was eigentlich keinen Endpunkt hat. Ich habe nichts Konkretes vor, außer weiter zu üben und bin gespannt, was noch kommt. Was das in Bezug auf Qi genau bedeutet, kann ich mir nicht vorstellen, sondern nur erahnen – auf jeden Fall bin ich mit Neugier dabei.
Was motiviert Dich dann weiterzumachen, auch wenn es keinen festen Punkt gibt, auf den Du hinarbeitest?
Man übt in erster Linie für die persönliche Entwicklung. Ich glaube der Mensch braucht es Fortschritte zu machen und sich zu entwickeln. Wenn er das nicht hat stagniert er und fühlt sich dementsprechend auch nicht gut.
Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit einer Freundin, die war frustriert von ihrer Arbeit. Ich habe ihr den Rat gegeben, dass jeder an sich arbeiten muss, und ihr nahegelegt, ein Coaching zu machen. Während ich das gesagt habe, ist mir klargeworden, dass ich eigentlich auch eine Persönlichkeitsentwicklung hier im Dojo habe. Die Entwicklung ist spürbar. Es tut sich definitiv was im Alltag, im persönlichen Leben und im Berufsleben.
Was genau tut sich da?
Durch das Üben fühle ich mich fitter und konzentrierter. Was dazu führt, dass ich mir mehr Dinge zutraue und Lust habe, Neues auszuprobieren.
Die Erfahrungen aus dem Training kann ich 1:1 in anderen Bereichen anwenden. Die Gelassenheit aus dem Üben war eine der Voraussetzungen, wieso ich mir zugetraut habe die Meisterschule anzufangen. Zum Beispiel muss ich in der Prüfung schweißen, was ich zuletzt vor über 10 Jahren in meiner Ausbildung gemacht habe. Das hat mir am Anfang Bammel gemacht, weil ich mir diese Fähigkeit wieder aneignen musste. Aber ich wusste eben: Einfach nur üben, und mittlerweile klappt das auch wieder ganz gut.
Das ist ja bloß ein Beispiel. Man kann das auf alles anwenden, ob man nun eine neue Sportart oder ein Instrument lernen oder Schauspieler werden will. Ich glaube, das ist das was viele Leute abhält, dass sie keinen Fortschritt sehen und dann frustriert sind. Aber der Fortschritt kommt, man muss halt einfach nur regelmäßig üben.
(Anmerkung: Cetin E. hat im August 2022 seine Meisterprüfung erfolgreich bestanden).
Wenn Dich ein Freund fragen würde, „Ich hab gehört es gibt da dieses Qigong und Aikido, meinst Du, ich sollte das mal probieren?“ Was würdest Du dem sagen?
Ich habe solche Gespräche tatsächlich mit Freunden gehabt. Einige haben auch schon das Dojo besucht. Viele denken allerdings sie hätten keine Zeit. Das Problem der Menschen heutzutage ist ja, dass sie die meiste Zeit gestresst sind. Da würde das Üben helfen. Was Qigong und Aikido einem geben, sind Werkzeuge, um sich selbst zu helfen und stressigen Situationen nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Das alleine wäre denke ich schon ein guter Grund, hier mitzumachen.
Das Gespräch mit Cetin führte Miriam Brandt.
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Tu Dir was Gutes! Nutze die Chance zum einfachen Einstieg ins Qigong: Unser neuer Qigong-Einsteigerkurs startet am 11. September. Du übst die Grundlagen und lernst die 12 Bewegungen aus der Reihe "Wandle Muskeln und Sehnen, bewege Dein Qi".
Genieße den freien Fluss Deiner Lebenskraft – Neujahrs-Seminar 2025 mit Konstantin Rekk
An diesem Wochenende kannst Du Dein Leben mit der wunderbaren Erfahrung der Einheit von Stille und Lebendigkeit bereichern und danach in Deinen Alltag mitnehmen. Dabei helfen Dir wirksame Methoden, die Konstantin Dir an diesem Wochenende vermitteln wird:
Übungen für Wirbelsäule und Zentrum (Dantian),
Spontanes Qigong – freier Fluss der Lebenskraft,
stille Übungen der taoistischen Meditation.
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Lieber Konstantin,
ich finde die auf dieser Seite nachahmbare Wasserdrachen-Übung sehr, sehr faszinierend.
Jedoch hätte ich mich doch ein weng darüber erfahren..
Meine Mailadresse sollte bekannt sein, wie wahrscheinlich auch mein Aufenthaltsort…
PS.: Inzwischen gab es Gelegenheiten für Übung…mein bester Trainer ist gerade ein 2jähriger!
Ich begebe mich gerade wieder von Wasser auf´s Land!
Ruth
Hallo Ruth, wenn Du die Übung „Der Schwimmende Drache“ meinst, so findest Du dazu sogar ein ganzes Video auf meinem Youtube-Kanal. Das Video sollte auch auf dieser Seite angezeigt werden. Viel Glück zu Wasser und zu Lande!