Feuer im Unterbauch: ein Erfahrungsbericht zum Dantian
von Felix Zimmermann. In seiner Freizeit übt Felix begeistert Aikido, Qigong und Meditation bei Konstantin Rekk im Tanden Dojo.
Die Corona-Krise habe ich dazu genutzt, die Meditation in mein tägliches Leben fest zu integrieren. Das heißt, seit Beginn der Kontaktbeschränkungen habe ich mit wenigen Ausnahmen täglich meditiert, oft auch zweimal am Tag. Durch diese Regelmäßigkeit und Beständigkeit hat sich mir eine Tür geöffnet.
Wie alles begann
Im Qigong geht es oft um das „Sammeln von Qi im Dantian“. Genau genommen ist damit das untere Dantian gemeint, welches etwa zwei bis vier Finger breit unterhalb des Bauchnabels liegt und als Speicher für die Lebensessenz Jing gilt. Das Dantian kann deshalb bildlich gesprochen auch als ein Tank oder Reservoir verstanden werden, aus dem der nötige „Treibstoff“ für die Praktiken der daoistischen inneren Alchemie bezogen wird.
Dantian, chinesisch 丹田, Pinyin Dāntián, W.-G. Tan-t’ien ‚Zinnoberfeld‘, japanisch Tanden, manchmal auch Dantien geschrieben, ist ein Begriff aus dem Daoismus, der die „energetischen Zentren“ des Körpers bezeichnet.
Beim Qigong und den Inneren Kampfkünsten bezeichnet Dantian (insbesondere das sogenannte Untere Dantian) den energetischen Schwerpunkt eines Menschen. Beim Heilen, Energetisieren und bei der daoistischen Meditation wird die Aufmerksamkeit auf diese Regionen gelenkt.
Es werden drei Dantians unterschieden – das Untere, Mittlere und Obere – wobei das Untere oft einfach als das „Dantian“, „Mitte“ oder „Zentrum“ bezeichnet wird. Die Dantian werden mit den daoistischen Begriffen von Vitalität (Jing), Energie (Qi) und belebendem Geist (Shen), den sogenannten Drei Schätzen des Menschen, assoziiert.
So weit so gut. Mir ging es jedoch zunächst wie wohl allen Anfängern: der Tank war gefühlt leer und ich konnte mir ohnehin nur abstrakt vorstellen, dass es so etwas wie ein Dantian überhaupt gibt. Bei dem Seminar zu Aikido & Internal Power, das Konstantin im September 2019 im Tanden Dojo gab, verstand mein Unterleib größtenteils nur Bahnhof, als wir dort angeleitet wurden, im Bereich des Dantian ein „Alien“ aufzuspüren und möglichst aufmerksam dessen unwillkürliche Bewegungen zu beobachten. Mir fehlte es zwar nicht an gutem Willen und an Vorstellungskraft, aber gewissermaßen an den energetischen Voraussetzungen.
Der Durchbruch
Heute, nach einem Jahr daoistischer Meditationspraxis, ist das Dantian für mich von einem bloßen Gedankenkonstrukt zu einer konkreten körperlichen Erfahrung geworden. Und es fühlt sich tatsächlich an, als hätte sich dort mit der Zeit ein Speicher aufgefüllt, der vorher leer gewesen ist. Den Durchbruch brachte dabei nicht zuletzt der Umstieg auf ausdauerndes, tägliches Üben. Über einige Monate hinweg praktizierte ich für ca. 30-60 Minuten den sogenannten Kleinen Kreislauf, den ich im Meditationskurs gelernt hatte. Dabei stellten sich im Laufe der Zeit immer wieder kleine neue Effekte ein, deren Bedeutung im größeren Zusammenhang für mich oft erst viel später offensichtlich wurde. Es war ein wenig so, als würden sich die Dinge bereits zusammenfügen, bevor man sich das Ergebnis noch richtig vorstellen kann. Das hat mir gezeigt wie wichtig es ist, dem Prozess zu vertrauen.
Der Kleine Kreislauf des Qi in Bewegung
Erstmals körperlich registriert habe ich das Dantian während der Meditation an einem grauen Nachmittag. Ich spürte eine strahlende Wärme an diesem Punkt und von diesem Punkt ausgehend, ganz so als wäre die Sonne gerade hinter den Wolken hervorgekommen und würde mir auf den Bauch scheinen. Der Blick aus dem Fenster zeigte aber, dass sich an dem Grau in Grau draußen nichts geändert hatte. In den nächsten Wochen bestätigte sich meine Schlussfolgerung immer wieder – darüber staunte ich seitdem noch oft. Es war tatsächlich eine mir bis dato völlig unbekannte Sinneswahrnehmung, die sich da zu manifestieren begann. Die Wärme wurde nun zunehmend auch zu Hitze – und manchmal kochte das Dantian sogar geradezu, als befände sich eine Art Feuerkessel in meinem Unterbauch. Keine Angst übrigens: es handelt sich nicht um schweißtreibende Hitze, sondern um ein angenehmes Gefühl von Lebendigkeit.
Gewissheit
Beeindruckend war, dass sich diese Phänomene recht schnell auch außerhalb der Meditationsarbeit bemerkbar machten. Inzwischen kann ich schon allein durch ruhige und tiefe Bauchatmung in Kontakt mit dem Dantian treten. Den allergrößten Eindruck machte es auf mich schließlich, als ich eines Abends auf dem Weg zum Einkaufen plötzlich diesen wärmenden, strahlenden Punkt in meinem Zentrum wahrnahm. Da es draußen schon recht kalt war, war der gefühlte Kontrast besonders faszinierend. In solchen Situationen fühlte es sich fast surreal an – als ob etwas in mir erwacht ist. Für mich kam das In dieser Intensität völlig überraschend.
Ich muss zugeben, dass ich am Anfang durchaus Zweifel hatte, ob es sowas wie Qi überhaupt gibt. Durch diese Erlebnisse bin ich zu dem Schluss gekommen, dass da wohl doch irgendetwas sein muss. Und das ist eine wichtige Gewissheit auf dem weiteren Weg des Qigong, von dem es ja so schön heißt, dass man „die Ausdauer eines Bauern und die Hartnäckigkeit eines Ochsen“ benötige. Ein Leben ohne Dantian kann ich mir zumindest schon jetzt nicht mehr vorstellen – und ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Felix Zimmermann
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