Die Reise geht weiter … Erfahrungen mit Qigong und Meditation
von Dr. Miriam Brandt, eine Fortsetzung des Artikels „Mein Dantian und ich oder was Qi Gong so mit einem anstellt“
Konstantin sagt, es sind die Energiekanäle. Und ich – meines Zeichens Naturwissenschaftlerin und eingefleischte Esoterik-Skeptikerin – nicke eifrig und sage zu, einen Artikel über besagte Kanäle zu schreiben. Hätte mir das vor ein paar Jahren jemand prophezeit, hätte ich die Person für vollständig übergeschnappt erklärt.
Leitbahnen und Meridiane
Wie ein Netzwerk von Flüssen, die eine Landschaft bewässern, sind die Meridiane die Kanäle, durch die das Qi (Chi) fließt, um den menschlichen Körper zu nähren und zu energetisieren. Diese Kanäle sind der feinstoffliche Aspekt des Körpers und gleichzeitig die Schnittstelle zwischen Bewusstsein und physischem Körper. Auch wenn sie teilweise eine Entsprechung zum Nerven- und Gefäßsystem haben, lassen sich die Meridiane und Leitbahnen nicht als physisch-anatomische Strukturen mit Hilfe eines Skalpells finden! In ihrer Gesamtheit bilden die Meridiane die Matrix für das Funktionieren des Körpers als ein lebendiges Ganzes.
Aber das war ja auch, bevor ich mit Qigong angefangen habe. Seitdem mache ich Erfahrungen, die sich mit der westlichen Naturwissenschaft nicht erklären lassen. Am Anfang trainierten die Qigong-Stunden ja vor allem die Einbildung, aber seit ich nach etwa einem Jahr überrascht feststellte, dass ich vielleicht doch ein Dantian besitze, kann ich immer mehr von dem tatsächlich nachvollziehen, was Konstantin beschreibt.
Dabei verläuft die Entwicklung offensichtlich nicht linear, sondern schubweise, und gerade ist wieder so ein Schub passiert. Nach der Meditation am Mittwoch bin ich gefühlt 2,50 m groß, weil mich die Energie die ganze Zeit auseinandergezogen hat. Bei der Kontaktaufnahme mit der Erde überlege ich besorgt, ob die Statik des Dojobodens wohl auf 1,5Tonner wie mich ausgelegt ist. Und dann kommt die Übung „im Beschreiben des Balles vollziehen sich die Wunder“. Jaja, die Chinesen mit ihrer blumigen Fantasie – Energiebälle existieren doch lediglich in der Einbildung, und Wunder gibt es auch nur in Schlagerschmonzetten. Bisher reagierte ich deshalb eher augenrollend auf Konstantins genüssliches Schwelgen im Bälleparadies. Diesmal aber sehe ich mich plötzlich und unerwartet mit einer sich sehr real anfühlenden Qi-Kugel zwischen meinen Armen konfrontiert, die sich ständig weiter ausdehnt. Atlas wusste ja wohl, was er mit der Weltkugel anzufangen hat, aber wo soll ich mit dem Teil jetzt hin? Laut Anweisung natürlich ins Dantian, was zu meiner großen Erleichterung auch tatsächlich funktioniert.
Laut Konstantin deuten diese Erfahrungen darauf hin, dass sich meine Energiekanäle langsam öffnen. Richtig, genau die Energiekanäle, die von irgendwelchen nicht zurechnungsfähigen Esoterik-Futzis postuliert werden und die kein vernünftiger Mensch jemals ernst nehmen würde.
Mein Weltbild und das Spektrum meiner Erfahrungen haben sich also mal wieder erweitert. Ich stelle mich aber schon mal mental darauf ein, dass sich die spektakulären Effekte so schnell nicht wiederholen werden. Das Auf und Ab des Übens geht weiter. Aber dass immer wieder Neues passiert, ist ein Ansporn, weiter zu üben. Inzwischen ist Qigong ein nicht mehr wegzudenkender Teil meines Lebens geworden. Das heißt übrigens nicht, dass ich jeden Tag zwei Stunden übe. Aber ich versuche, Gelegenheiten zu nutzen. Der tägliche Pendelweg mit U- und S-Bahn eignet sich hervorragend für das inneren Lächeln, in der Schlange im Supermarkt übe ich unauffällig bewegtes Stehen, und sterbenslangweilige Meetings werden durch den Kleinen Kreislauf deutlich erträglicher.
Die Reise geht weiter – da kommt sicher noch einiges auf mich zu. Konstantin sagt, man muss nur am Ball bleiben.
Dr. Miriam Brandt
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