Die Meridianlehre, wonach das Qi im menschlichen Körper entlang bestimmter Bahnen und Kanäle fließt, gehört zu wichtigsten Grundlagen des Qigong und der Chinesischen Medizin (Akupunktur). Die Meridiane verbinden besondere energetische Punkte und Zentren des Körpers miteinander. An diesen Stellen ist das Qi besonders gut spürbar und lenkbar. Beim Üben können wir uns diese Schaltstellen des Qi besonders bewusst machen.
Hier eine Auswahl der wichtigsten Punkte, die wir beim Üben nutzen:
- Die drei Dantians – Zinnoberfelder – Mitte des Unterbauchs, der Brust, des Kopfes
- Bai Hui – Hunderfache Vereinigung, „Himmelspforte“ – auf dem Scheitelpunkte des Kopfes, hier treffen alle Yang-Energien des Körpers zusammen
- Hui Yin – Treffpunkt des Yin – auf der Mitte des Damms
- Yong Quan – Sprudelnde Quelle, „Fußherzen“ – auf der Fußsohle
- Lao Gong – Palast der Arbeit, „Handherzen“ – Mitte der Handfläche
- Ming Men – Schicksals- oder Lebenstor – auf dem Rücken, gegenüber dem Bauchnabel
- Qi Hai – Meer des Qi – vordere Mittellinie ca. 2 Fingerbreit unter dem Bauchnabel
- Shan Zhong – Mitte der Brust – auf der Mittelinie in Höhe des vierten Zwischenwirbelraums
- Tian Mu (Yin Tang) – Himmelsauge – „Drittes Auge“
- Tigermaul – Raum zwischen Daumen und Zeigefinger
- Jadekissen – Bereich um das Hinterhauptbein des Schaedels (Os occipitale)
- Schulternest – Bereich der Merdianpunkte Lunge 1 („Palast der Mitte“ im Sinne einer Synthese von himmlischer und irdischer Energie, Beginn des täglichen großen Energiekreislaufs durch das Meridiansystem) und Lunge 2
Energieleitbahnen und Meridiane des menschlichen Körpers
Das System der Energieleitbahnen (Meridiane) ist eine der tragenden Säulen der alten Chinesischen und Japanischen Medizin sowie der traditionellen Kampfkünste und taoistischen Gesundheitsmethoden. Zu den wichtigsten Leitbahnen zählen die zwölf Hauptmeridiane und 8 sogenannte Wundergefäße.
Das Verständnis von den Leitbahnen ist sehr allgemein und nicht ausschließend. Was fließt in den Leitbahnen? Energie und Information. Das traditionelle Verständnis des Leitbahnsystems umfasst zwar auch teilweise die Funktionen des Blutgefäßsystem und des Nervensystems, lässt sich aber nicht darauf reduzieren.
Leitbahn | Abkürzung | Wandlungsphase | Energetische Schicht |
---|---|---|---|
Dünndarm | Dü | Feuer | Hand Tai Yang |
Herz | He | Feuer | Hand Shao Yin |
Dreifacher Erwärmer (San Jiao) | SJ | Feuer | Hand Shao Yang |
Perikard | Pe | Feuer | Hand Jue Yin |
Dickdarm | Di | Metall | Hand Yang Ming |
Lunge | Lu | Metall | Hand Tai Yin |
Blase | Bl | Wasser | Fuß Tai Yang |
Niere | Ni | Wasser | Fuß Shao Yin |
Gallenblase | Gb | Holz | Fuß Shao Yang |
Leber | Le | Holz | Fuß Jue Yin |
Magen | Ma | Erde | Fuß Yang Ming |
Milz | Mi | Erde | Fuß Tai Yin |
Du Mai (Lenkergefäß) | Du | Yang | „Meer des Yang“ |
Ren Mai (Konzeptionsgefäß) | Ren | Yin | „Meer des Yin“ |
Außerdem werden sogenannte Extrapunkte (Ex) verwendet, die teilweise außerhalb dieser Leitbahnen liegen (Abkürzungen Ex-LE – Untere Extremität , Ex-UE – Obere Extremität ).
Der Kleine Kosmische Kreislauf
Der Kleine Kosmische Kreislauf oder auch „Kreislauf des Lichts“ ist eine grundlegende Übung der Inneren Kultivierung von Jing(Essenz), Qi(Energie) und Shen(Geist). Die wichtigen Energiegefäße Du Mai und Ren Mai, „Meer des Yang“ und „Meer des Yin“, werden geöffnet und der Energiefluss entlang dieser Gefäße angeregt. Yin und Yang im ganzen Körper werden harmonisiert, der Geist wird stabilisiert und erhellt sowie die Funktion der inneren Organe reguliert.
Nei Yang Gong – Innen Nährendes Qigong
Nei Yang Gong (Innen Nährendes Qigong) ist eine Übungsreihe, deren Ursprünge in die Zeit der Ming-Dynastie im 16. Jhd. zurückreichen. Die Methoden des Nei Yang Gong umfassen sowohl Stille (Jing Gong) als auch Bewegte Übungen (Dong Gong) und wurden in Europa hauptsächlich durch Liu Ya Fei bekannt. Liu Ya Feis Vater hat die Übungen in den 50er Jahren einer breiten chinesischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Charakteristisch für das Nei Yang Gong ist die Kombination von Bewegungen mit speziellen Atemmethoden; ein weiterer Schwerpunkt liegt in den intensiven Bewegungen der Wirbelsäule in alle denkbaren Richtungen.
Vorbereitungsübungen
- Schulter kreisen (zhuan jian)
- mit den Schlutern rudern (yao jian)
- Schulter klopfen (chui jian)
- Schulter klatschen, Niere schlagen (pai jian da shen)
- Dantian klatschen, Hüfte schlagen (pai tian da shen)
- Taille klatschen, Hüfte schlagen (pai yao da kua)
- Huantia (Gb 30) schlagen (pai da huan tiao)
- Knie kreisen (rou xi)
- Zu San Li klopfen (Ma 36) (kou zu san li)
- Bein heben, Knie klatschen (ti tui pai xi)
- Heben, Senken, Qi führen (sheng jiang shu dao)
- Rücken klatschen (Beine außen und innen, Bauch) (pai yao)
- Rücken reiben (cuo yao)
- Abschluss (shou shi)
Yi Jin Xing Qi Fa – Wandle Sehnen und Knochen und Führe das Qi
Yi Jin Xing Qi Fa ist der erste Teil der bewegten Mittelstufe des Nei Yang Qi Gong.
Ruan Hu Xi Fa – Weiche Atemmethode
- Sheng Qing Jiang Zhuo – Klares heben, Trübes senken
- Wo Wang Xing Chen – Liegend den Sternenhimmel betrachten
- Qi Guan Chang Hong – Mit dem Qi einen Regenbogen malen
- Ni Shui Tui Zhou – Das Boot gegen die Strömung schieben
- Ju Long Ru Hai – Der Riesendrache taucht ins Meer
- Nei Yun Qian Kun – Im Inneren den Kosmos bewegen
Die Übung „Das Boot gegen den Strom schieben“:
Ying Hu Xi Fa – Harte Atemmethode
- Tuo Tian An Di – Stütze den Himmel, drücke die Erde
- Gu Mu Pan Gen – Der alte Baum hat tiefe Wurzeln
- Hui Shen She Hu – Sich umwenden und den Tiger schiessen
- Ni Shui Tui Zhou – Zhui Gan Ri Yue – Sonne und Mond folgen
- Ju Long Ru Hai – Qian La Tian Zhu – Die Himmelsäule dehnen und ziehen
- Jin Ji Du Li – Der goldene Hahn steht auf einem Bein
Chan Mi Gong ( Chanmi Gong ) – buddhistisches Qi Gong
Chan Mi Gong ist eine der großen chinesischen Qigong Schulen. Ihre Lehren und Übungen haben ihren Ursprung in den über tausend Jahre alten Praktiken der chinesischen Chan (Zen) und geheimen Mi Schulen.
Die Übungen des Chan Mi Gong wurden, nachdem sie über viele Jahrhunderte nur innerhalb einer Familientradition weitergegeben wurden, erstmals von dem Großmeister Liu Han Wen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Obwohl Chan Mi Qigong auf sehr alte spirituelle Übungspraktiken zurückgeht, ist es frei von religiösem Beiwerk und Dogmen, ohne dabei auf den geistigen Kern zu verzichten.
Besondere Qualitäten des Chan Mi Qi Gong
- sanft fließende Bewegungen der Wirbelsäule (deshalb in Deutschland oft auch als „Wirbelsäulen-Qigong“ bezeichnet)
- Lächeln aus dem Herzen
- Öffnen des dritten Auges
- Entspannen des Dammbereichs (Mi Chu)
- Verwenden von Mantren (Tönen), Mudren (Handhaltungen) und Visualisierungen
- Bewegte Übungen und Stille Meditation werden auf einer gemeinsamen Grundlage kombiniert
Das Qi wird auf feine und intensive Weise im Zentralkanal der Wirbelsäule und im ganzen Körper aktiviert. Körperliche, energetische und geistige Blockaden können so allmählich aufgelöst werden. Körperliches Wohlbefinden, geistige Leistungsfähigkeit und innere Ruhe stellen sich ein, die Lebensqualität erhöht sich merklich.
Zhu Ji Gong – Basisübung
Die Basisübung bildet die Grundlage für alle höheren und aufbauenden Übungsformen des Chanmi Qigong. Die feinen Wirbelsäulenbewegungen nutzen sämtliche Bewegungsmöglichkeiten der Wirbelsäule aus und führen zu einer Durchlässigkeit in allen Wirbeln und Gelenken, alle inneren Organe werden so angesprochen und aktiviert. Bei regelmäßger und korrekter Ausführung kann alleine durch die Basisübung eine Vielzahl von Beschwerden gelindert oder aufgelöst werden.
Innere Alchemie und Innere Kultivierung
Unter Innerer Alchemie im Qigong versteht man das das bewusste Öffnen, Kultivieren und Verbinden der unterschiedlichen körperlichen und emotionalen Energien, die teilweise mit bestimmten Stellen im Körper verbunden sind (wie z.B. den Dantians oder Chakren). Dafür werden Vorstellung, Bewegung und verschiedene Atemmethoden aktiv eingesetzt. Ein Ziel ist es, das Leben zu verlängern und förderliche Geisteszustände zu kultivieren. Was damit konkret gemeint ist, wird allerdings erst mit dem Üben unmittelbar erfahrbar. Dabei entwickelt sich die Übung immer mehr vom Tun zum Nicht-Tun, von der Form zur Leere, die nicht leer ist.
Ein Beispiel ist die Übung „Das Feuer unter das Wasser bringen“: Sehr vereinfacht ausgedrückt werden hier die Energien von Herz und Niere miteinander verbunden, um das sogenannte Ursprungs-Qi zu pflegen, das Leben zu verlängern und einen Ausgleich zwischen Aktivität und Ruhe zu erreichen.